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Gebäude sanieren und Schimmel vermeiden

Gut besuchte Vortragsveranstaltung des Singener Haus- und Grundeigentümervereins

Singen / Hegau. Was hat Gebäudesanierung mit dem Klimawandel zu tun? Was tun gegen Schimmel als Folge von neuen Fenstern und gedämmten Wänden? Diese drängenden Fragen zogen mehr als 250 Mitglieder zur Vortragsveranstaltung des Haus- und Grundeigentümervereins Singen. Als Referenten konnte Vorsitzender Bernhard Hertrich den Vorstand von Haus & Grund Baden, Rechtsanwalt Jürgen Schrader, und den Sachverständigen der EnEV, Detlef Knöller, gewinnen.

Es geht bei der Gebäudesanierung nicht mehr um das „ob“ sondern um das „wie“, machten die Experten deutlich. Bereits jetzt gelten in Baden-Württemberg bei einer Sanierung im Gebäudebestand besondere Pflichten unter anderem die Dämmung der obersten Geschossdecke, die Dämmung von Heizungs- und Warmwasserrohren in unbeheizten Räumen, der Austausch mehr als 30 Jahre alter Öl- und Gasheizkessel oder auch die Vorlage eines Energieausweises bei Vermietung oder Verkauf einer Immobilie.

Und dass eine gute Beratung im Vorfeld jeder Sanierung zwingend notwendig ist, darin waren sich die Referenten einig. Bernhard Hertrich und der Haus & Grund Geschäftsführer Florian Zimmermann machten auf das Beratungsangebot des Vereins aufmerksam. „Fördermittel müssen vor der Sanierung beantragt werden“, so Zimmermann. „Sind Arbeiten schon in Auftrag gegeben, ist es zu spät. Außerdem verlangt jede Sanierung genauso wie ein Neubauvorhaben eine individuelle energetische Planung.

Singen bietet Förderbausteine

Jürgen Schrader mahnte die Verantwortung für die Sanierung des Altbestands an und forderte von Bund, Länder und Kommunen die Rahmenbedingungen, sprich: auch die Förderprogramme zu vereinfachen und übersichtlicher zu machen, um Anreize zu setzen. Nur so würden mehr Investitionen in Energieeffizienz und erneuerbare Energien erfolgen. „Ziel ist, dass im Jahr 2050 der gesamte Wohngebäudebestand im Durchschnitt nur noch knapp 40 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr benötigt, als etwa ein Viertel des heutigen Durchschnitts“, so Schrader. Da Gebäude eine langfristige Nutzung mit lange genutzter Technik erleben, müsse bis 2030 die Basis gelegt sein, um einen nahezu klimaneutralen Gebäudebestand bis 2050 zu erreichen. „Sie haben in Singen Fördermöglichkeiten“, machte Schrader auf „Sanierungs!mpuls Singen“, das Singener Energiesparprogramm aufmerksam.

„Kontaktieren Sie einen qualifizierten Energieberater und planen Sie Ihre Maßnahmen realistisch“, so Schrader. Außerdem sollten Mieter bei Modernisierungsmaßnahmen von Beginn an einbezogen und unbedingt die vorgeschriebenen Informationsfristen eingehalten werden.

Lüftungsanlagen bieten Schutz vor Schimmel

Detlef Knöller betrachtete die aktuelle Praxis der Gebäudedämmung kritisch. Es sei eher die Regel als die Ausnahme, dass wenige Jahre nach einer energetischen Sanierungsmaßnahme wie neue Fenster oder Wanddämmung der Schimmel auftrete. „Dahinter stecken falsches Nutzerverhalten und / oder falsche Sanierung. Nach dem Einbau neuer Fenster später einen Schlitz für eine Zwangslüftung hineinschneiden und damit die Energieersparnis weitgehen aufzuheben, ist absurd“, so Knöller. Es werde immer vergessen, dass Bewohner Feuchtigkeit produzieren. Und feuchte Raumluft erfordere mehr Energiebedarf beziehungsweise befördere auch den Schimmelbefall. Das sei speziell ein Problem des Etagenwohnbaus, also häufig der Mietwohnungen, in denen auf begrenzter Quadratmeterzahl mehrere Personen wohnen. Zu jeder Dämmmaßnahme sei auch ein spezielles Lüftungskonzept zwingend erforderlich, werde aber zumeist vergessen. Hier stoßen Richtlinien und Praxis aufeinander. Er plädierte für dezentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung. Sie seien nicht nur effektiv gegen Schimmelbefall.

Seiner Erfahrung nach ergebe sich auch eine enorme Heizkostenreduzierung. Die Anlage verhindere durch ausgeglichenen Innen- und Außendruck ein Zugluftempfinden und halte den Feuchtigkeitsgehalt der Raumluft und damit den Heizungsbedarf permanent niedrig. Auch Knöller empfahl aber für jedes Objekt die Lüftung mit einem Fachmann individuell zu planen, auf eventuell vorhandene Kältebrücken im Sanierungsobjekt zu achten und möglichst die Heizung erst nach Dämm- und Lüftungsmaßnahmen in Angriff zu nehmen, um eine Überdimensionierung zu vermeiden. Die Experten mussten den Haus & Grund Mitgliedern noch lange nach den Vorträgen für individuelle Fragen zur Verfügung stehen. Das belegte die Relevanz der angebotenen Themen. Vorstand Bernhard Hertrich verwies noch einmal auf die Beratungsmöglichkeit bei Haus & Grund Singen und auf die Informationen auf der Website www.haus-und-grund-singen.de.

Gruppenbild zur Infoveranstaltung 22.01.18

Bild von links: Florian Zimmermann, Detlef Knöller, Jürgen Schrader, Bernhard Hertrich.

Vortragsmaterial zum Download

Praxisbericht-Energiewende

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Wohnungslüftung

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